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Zur Geschichte Korsikas

Ursprünge der Besiedlung

Mit der „Dame von Bonifacio“ konnten Archäologen eine Besiedlung der Insel bereits in präneolithischer Zeit bestätigen. Bei der bekannten korsischen Attraktion handelt es sich um die sterblichen Überreste einer Frau, die etwa im Jahr 6570 v. Chr. verstarb. Überreste von steinernen Bauwerken in Filitosa und Terrina weisen darauf hin, dass bis in die letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt die Insel von Megalithkulturen und schließlich von den Torreanern besiedelt worden war, die ihre Vorherrschaft vermutlich mit Gewalt an sich rissen.

Römische Herrschaft  und frühes  Mittelalter

Das erste Volk, das größere Siedlungen auf Korsika errichtete, waren die Phokäer aus Ionien, die um 560 v. Chr. die Stadt Alalia gründeten. Später waren Teile Korsikas länger unter griechischer und römischer Herrschaft; nach dem Untergang des römischen Imperiums stritten im frühen Mittelalter Vandalen und Goten um die Insel. Später wurde sie von Karl dem Großen besetzt und blieb teils unter der Herrschaft der römisch-deutschen Kaiser, teils gehörte sie zum Sarazenenreich.

Terra die Comune und Lehnsherrschaft Pisa

Im 11. Jahrhundert wurde mit der „Terra die Comune“ eine Art Republik aus autonomen Gemeinden gegründet, die in ihrem System bis zur Zeit der Französischen Revolution überlebte. Aufgrund eines alten Versprechens Karls des Großen erhob aber schließlich die Kirche Anspruch auf Korsika und belehnte die Insel an Pisa. In der folgenden Zeit erblühte die Insel unter dem Einfluss der florierenden Handelsrepublik.

Korsika unter Genuas Herrschaft

Zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert gehörte Korsika – von einigen Aufständen und politischen Einmischungen anderer Länder abgesehen - zu Genua. 1736 machten die Korsen den deutschen Abenteurer Baron Theodor von Neuhoff zu dem einzigen König, den die Insel jemals hatte. Da er seine Versprechungen bezüglich europäischer Unterstützung im Konflikt mit Genua nicht halten konnte, verlor er rasch sämtliche seiner Anhänger. 1769 verkaufte Genua die Insel an Frankreich, die seitdem – mit Ausnahme zweier relativ kurzer Besetzungen durch die Briten – Teil des französischen Staatsgebiets ist.

Beginn der Französischen Herrschaft

Pasquale Paoli, der zu dieser Zeit die Schaffung einer demokratischen Verfassung veranlasste, wird bis heute als Vater der Nation gefeiert. Er war korsischer General und bewies im Widerstand gegen die Genueser und als Herrscher über die Insel auffallende politische Klugheit. Sein Sekretär, der korsische Adlige Carlo Bonaparte, war der Vater des späteren französischen Kaisers und Feldherrn Napoleon Bonaparte. Da er auch nach der Eingliederung Korsikas als Département Frankreichs offen gegen die herrschende Partei und deren Terrorherrschaft rebellierte, wurde er 1793 für vogelfrei erklärt.

20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert besiedelten mehr und mehr Festlandfranzosen und während des Algerienkriegs vertriebene oder geflohene französische Bürger die Insel, was die Korsen zeitweise zur Minderheit auf der eigenen Insel werden ließ. Gleichzeitig wurde die korsische Sprache aus Schulen und dem öffentlichen Leben verbannt, um eine Vereinheitlichung Frankreichs zu fördern und regionale Eigenheiten gleich zu schalten. Die Korsen sahen dadurch ihre Identität bedroht, was der Unabhängigkeitsbewegung neuen Antrieb gab. Einige Gruppierungen machten ihren Forderungen durch Mord und Bombenanschläge Nachdruck.

Korsika heute

2000 zeigte sich der französische Ministerpräsident Lionel Jospin bereit, Korsika mehr Autonomie und Maßnahmen zum Schutz der Sprache zu gewähren, wenn im Gegenzug der Gewalt ein Ende gesetzt werden würde. Die gaullistische Opposition in der Nationalversammlung befürchtete allerdings, dass ein solches Abkommen ähnliche Forderungen der Bretagne, des Elsass oder der Provence zur Folge haben könnte und damit die Einheit Frankreichs bedroht würde. 2003 stimmten in einer Befragung knapp 51 Prozent der Korsen gegen den Vorschlag Jospins; obwohl die Befragung nicht von politisch verbindlichem Charakter war, ist das Vorhaben bis heute auf Eis gelegt.