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Sprache auf Korsika

Zwischen Korsisch und Französisch

 

Auf Korsika gibt es zwei anerkannte Verwaltungssprachen: Französisch und Korsisch. Traditionell lehnt Frankreich die Pflege regionaler Sprachen im Staatsgebiet ab, da die Vorherrschaft des Französischen als elementarer Faktor zur Sicherung der staatlichen Einheit gesehen wird. So war auch das Korsische jahrzehntelang aus den Schulen und dem öffentlichen Leben verbannt.

Korsisch

 
Korsisch ist ein Dialekt der Italoromania und lässt sich innerhalb der Insel nochmals in die nördlichen Dialekte, die mit dem Toskanischen verwandt sind, und die südlichen Dialekte, die mit den nordsardischen Dialekten Sassaresisch und Galluresisch verwandt sind, unterteilen.
 

Mittel- und süditalienischer Einfluss

 
Durch die gemeinsame Vergangenheit zu Zeiten der vorrömischen Besetzung bildeten Sardinien und Korsika ein Sprachgebiet, in dem sich die Latinität nur langsam durchzusetzen vermochte und das Korsika sprachlich unter mittel- und süditalienischen Einfluss stellte. Als die Inseln im 9. Jahrhundert Teil verschiedener Reiche wurden, zerbrach diese Einheit und Korsika viel zunächst an Pisa und kurz darauf an Genua. Dort verwendete man die toskanische Schriftsprache, weswegen Korsika in den knapp 500 Jahren, in denen es unter dem Einfluss der Genueser stand, sprachlich „toskanisiert“ wurde.
 

Verschwinden des Italienischen im 18. Jahrhundert

 
Als die Insel 1768 Frankreich einverleibt wurde, sollten seine Bewohner die französische Kultur und Sprache übernehmen. Dies führte dazu, dass die italienische Schriftsprache 1852 aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens verbannt wurde. Als dann dreißig Jahre später die Schulpflicht eingeführt wurde und dort ausschließlich auf Französisch unterrichtet wurde, verschwand Italienisch, die Schrift- und Kultursprache der Insel, völlig.
 
Dies führte zu einer Fixierung der Einwohner auf das Korsische, in dem sie sich das Bewusstsein um ihre Identität als Korsen erhalten konnten. Erstmals wurden in großem Maße literarische Texte und Zeitschriften auf Korsisch produziert. Diesen Ausbau des Korsischen als Schriftsprache machte sich die in den Zwanziger Jahren neugegründete Partei „Partiu corsu d’azzione“ als Teil ihrer Ideologie, deren Ziel die Unabhängigkeit Korsikas war, zu Nutze.
 

Späte Anerkennung des verbotenen Korsisch

 
Jean Rocchi gründete 1973 Sommerschulen, in denen Kinder freiwillig das verbotene Korsisch lernen konnten. Nach wie vor hatte die Sprache großen symbolischen Charakter für die Identität der Korsen. Ein Jahr später wurde Korsisch von der Französischen Republik als Regionalsprache anerkannt; 1989 folgte der Status der gleichberechtigten Verwaltungssprache. In begrenztem Umfang wird sie heute wieder an den Schulen und an der Universität von Corte unterrichtet. Viele Einwohner Korsikas fordern aber die Institutionalisierung des Korsischen und die damit verbundene, offizielle Zweisprachigkeit. 
 
Eine großzügige Schätzung geht von knapp 400.000 Menschen aus, die Korsisch beherrschen; davon etwa 100.000 auf Korsika selbst, 33.000 auf dem französischen Festland und etwa 225.000 Sardinier, die Sassaresisch und Galluresisch sprechen.